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Eine Spielzeug-Bücherei einrichten (Simplicity Parenting)

Mein kleiner Mann ist kürzlich 2 geworden. (Abgefahren… aber Yeah! *smile*) Von dem wunderbaren Tag und der Party mit den Kiddy-Freunden will ich hier gar nicht vorschwärmen… Sondern davon, wie (und warum) ich gestern spontan eine “Spielzeug-Bücherei” eingerichtet habe.

Die Sache ist ja die. Zum Geburtstag gibt’s Geschenke. Geschenke sind toll! (Und er hat auch echt tolle Geschenke bekommen und sich soo süß gefreut!) Aber es werden einfach immer mehr Spielsachen und unsere Wohnung wird immer voller.

Doch nicht nur der Platz ist ein Problem, sondern auch, wie Kinder auf zu viel Spielzeug reagieren. Zu viel Auswahl und ein Überfluss an Sachen ist absolut kontraproduktiv. Kim John Payne, ein Pädagoge, Coach und Vater aus den USA, schreibt in “Simplicity Parenting – Using the Extraordinary Power of Less to Raise Calmer, Happier, and More Secure Kids”, dass wir uns bewusst sein müssen, dass ein generelles Zuviel für unser Kind schlecht sein kann (ja, sogar ein Zuviel an Spielzeug!). Ein Zuviel an Spielzeug, Informationen, etc. könne sogar zu Aufmerksamkeitsstörungen führen und die Kreativität hemmen.

Beim “Simplicity Parenting” geht es darum, bewusst die Informationen und Reize für ein Kind einzudämmen. Payne argumentiert z.B., dass ein generelles zu Viel (an Spielzeug, Kleidung, Hobbies, Wahlmöglichkeiten, Medienkonsum, Informationen, etc.) zu Aufmerksamkeitsstörungen und zu weniger Kreativität führen kann. Daher sollte man schon von ganz klein an, sich immer der Menge an Spielsachen, Kleidung, etc. seiner Kinder bewusst sein und diese regelmäßig reduzieren – und zwar drastisch.

Unser Alltag ist hektisch, stressig, abwechslungsreich. Für uns ist das OK, wir haben gelernt zu filtern. Für einen kleinen Menschen kann das schnell zu viel werden. Das gilt auch für die Spielsachen, die ja eigentlich etwas Schönes sind. Ich hatte bereits letztes Jahr einmal seine Spielsachen drastisch reduziert. In der Tat ist meist ist die erste Reaktion, dass sich das Kind freut, weil es ein Spielzeug (wieder) erkennt, das es lange nicht mehr gesehen (oder wahrgenommen) hat.

Um die Aufmerksamkeit meines kleinen Mannes also ein bisschen stärker zu bündeln – und zwar auf die tollen, neuen Geschenke – habe ich einen Großteil seiner bisherigen Spielsachen in eine “Spielzeug-Bücherei” im Nebenraum geräumt. Das Resultat gefällt mir sehr: Wohn- und Kinderzimmer sind wieder “luftiger”, aufgeräumter, der Kleine stürzt sich gezielter auf eine Sache, das Aufräumen am Abend (denn ja, er darf tagsüber immer alles herausholen und überall herumspielen) geht auch schneller.

Nächste Woche gehe ich dann in seine “Spielzeug-Bücherei” und werde etwas tauschen.

Das Ergebnis: unsere “Spielzeug-Bücherei”

Diese Spielsachen sind jetzt in die “Bücherei” gewandert. Das finde ich toll. Aber erschreckend ist auch die Größe dieses “Haufens”. So viele Spielsachen waren in der Tat doppelt, nicht mehr so die Favoriten, nicht mehr altersgerecht. Und er hat bisher noch gar nichts gesucht oder vermisst. Im Gegenteil… er spielt viel selbständiger in seiner Spielecke!

Spielzeug-Bücherei

Übrigens, wenn man anfängt, sich über die Menge der Spielsachen Gedanken zu machen und erst einmal angefangen hat, eine “Spielzeug-Bücherei” zu führen, fällt einem immer mehr auf, was unnötigerweise in den Spielzeugkisten und -regalen liegt, was es nur den Kleinen erschwert, sich zu entscheiden und konzentriert mit einer Sache (oder einem Set von Sachen) zu spielen. Z.B. sind viele Sachen mehrfach vorhanden (z.B. Malsachen), kaputt, nicht mehr altersgerecht oder einfach aktuell “out”. Wenn man dann so ein Regal im Nebenraum hat, wo man die Sachen schnell mal hin räumen kann, aber eben auch weiß, dass man sie schnell zurückholen kann, ist das kein “ausmisten”, sondern ein ganz easy schnell umgesetztes Unterfangen. Ach ja, und ich kaufe seitdem ich das erste Mal die Spielsachen reduziert habe, auch bewusster (und damit weniger) neue Sachen ein.

Wie man ratzfatz die Spielsachen reduzieren kann

  1. Alle Spielsachen in die Mitte des Raumes räumen – Ziel ist es, diesen Haufen erstmal zu halbieren, und nach Möglichkeit danach noch einmal.
  2. Das Spielzeug in drei Kategorien sortieren:
    1. Kaputt – ganz weg sortieren (entweder zum Reparieren oder um es zu entsorgen)
    2. Nicht oder nicht mehr altersgerecht – aussortieren (und z.B. spenden)
    3. Altersgerecht und gutes Spielzeug – in die Spielzeug-Bücherei bringen
    4. Absoluter Favorit – dies sollten einige wenige (z.B. maximal fünf) Gegenstände sein, von denen man weiß, dass das Kind sie wirklich innig liebt und jeden Tag mit ihnen spielt
  3. Die Favoriten-Spielsachen und einige der Dinge die gut und altersgerecht sind (aber hier wirklich eine Auswahl treffen, z.B. ein Musikinstrument, einmal Malstifte, einmal Bauklötze, eine Handvoll Bücher, ein Puzzle… es ist ja nur für diese Woche), räumt man dann wieder sorgfältig zurück ins Regal oder ins Kinderzimmer, wo die für das Kind frei zugänglichen Spielsachen aufbewahrt werden.
  4. Die übrigen guten und altersgerechten Spielsachen wandern in die “Spielzeug-Bücherei”. Dies sollte ein Regal in einem Abstellraum oder auch im Elternschlafzimmer sein. Auf jeden Fall ein Regal, an das das Kind nicht alleine geht.
  5. Jetzt die Ordnung und Klarheit genießen und beobachten, wie das Kind reagiert. 🙂

Zum Weiterlesen

Hier das Buch, das ich beschrieben habe. Es gibt noch viele andere interessante Tipps und generell gute Denkanstöße für die “simple” Kindererziehung (z.B. Informationen filtern und bewussten Medienkonsum).

Autor: Kim John Payne with Lisa M. Ross

Titel: Simplicity Parenting – Using the Extraordinary Power of Less to Raise Calmer, Happier and More Secure Kids

Verlag: Ballantine Books Trade Paperbacks New York

Jahr: 2009

Was hat’s mir gebracht?

Ein generelles Nachdenken und sich bewusster Sein, wie viele Dinge wir für uns und unsere Kinder anschaffen. Ich glaube, ich kaufe dadurch tatsächlich nicht so viele Dinge für meinen Sohn und schaffe nicht jedes tolle Teil an, das ich bei anderen Kindern sehe, sondern beobachte und kaufe evtl. nach einigen Wochen etwas, wenn ich gesehen habe, dass er immer und immer wieder mit dieser Sache spielt, wenn er woanders ist. So war es z.B. mit der Kinderküche.

Was sollte man wissen?

Es ist sehr klein gedruckt und somit wirklich eine Masse zu lesen. Und es wiederholen sich einige Ansätze immer mal wieder. Auch führt der Autor häufig Anekdoten aus seiner Erfahrung als Familiencoach an. Ich finde das insgesamt gut, weil man so die Ansätze verinnerlicht bzw. in verschiedenen Situationen sieht und reflektiert. Die Struktur des gesamten Buches ist gut. Man kann sich sogar ein Kapitel je Lebensjahr des Kindes vornehmen und dies umsetzen. Themen sind z.B. Spielsachen, Essen, Kleidung, Rhythmus, Tagesabläufe, Medienkonsum.

Book-Cover

P.S. Übrigens, ich bin sehr dankbar, dass ich zufällig hier in der Mitte Europas geboren wurde und daher den Wohlstand, die Sicherheit und die Freiheit in Deutschland und Europa genießen darf. Ich weiß, zu viele Spielsachen zu haben ist echt ein Luxusproblem. Gerade deshalb gefällt mir die Idee des bewussten Konsums. Und wenn man erstmal eine “Bücherei” hat, ist der nächste Schritt – die nicht mehr benötigen Spielsachen z.B. zu spenden – nicht weit.

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