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¡Ay, qué lindo! – Einmal am Tag vom Leben verwöhnen lassen

Es lebe der Sommer! Heute geht’s um kubanisches Flair und Lebensfreude und wie wir sie in unseren Alltag bringen können. Wir sollten die Musik einen Tick zu laut aufdrehen, uns vom Leben verführen lassen und unsere Kinder in Begeisterung baden! Warum? Weil es ein wunderbares Lebensgefühl ist!

Ich liebe den Sommer – ich liebe Südamerika und vor allem die Leute und die Musik.
Diese wunderbare Leichtigkeit, diese Nähe zwischen den Menschen, euphorische Ausrufe auf der Straße, lautes Lachen, das Leben auskosten.
Wann immer ich in Südamerika war, habe ich gespürt, mit welcher Lebensfreude die Menschen ihren Alltag auskosten. Und das obwohl es auch wirklich viel Armut gibt. Ich war oft geschockt und traurig. Doch trotzdem waren die Menschen immer unglaublich freundlich, gut gelaunt und ausgelassen. Der Familie, den Freunden und dem Genuss wird so viel Bedeutung beigemessen. Und überall gibt es Musik. Wann immer man abends bei Freunden zu Gast ist, irgendwann wird eine Gitarre ausgepackt und gemeinsam gesungen. Das hat was!

Dreh’ auf!

Daher liebe ich es auch, mit ein bisschen südamerikanischer Musik dieses Gefühl auch hier zu Hause in meinen Alltag zu holen.
Und es geht ja heutzutage echt einfach…
Playlist bei Spotify – z.B. „Soundtrack von Amores Perros“ (Hammer-Film übrigens!) oder die „Cuban Roots Playlist“ – oder bei Youtube aussuchen, die Boxen einen Tick zu laut drehen, Fenster auf, die Sonne reinlassen und genießen – am besten noch dazu tanzen!

Übrigens, das mit der Musik einen Tick zu laut, ist mir einmal besonders aufgefallen, als wir in Bogotá zwei Freunde besucht haben. Wir waren nur zu viert und die Musik einfach einen Tick zu laut. Die Fenster waren geöffnet, der Ventilator brummte, und irgendwie musste man einfach ein bisschen lauter reden, um etwas zu erzählen. Dazu servierten unsere Gastgeber neben starkem Kaffee gleich was Hochprozentiges, mitten am Nachmittag. All das zusammen war irgendwie intensiv, man lachte noch lauter als sonst und die Musik drang irgendwie noch stärker in einen ein und der Puls ging im Rhythmus der Musik. Und das war ein „Kaffee trinken“ bei Freunden… *lach* Total cool! Also, dreht die Musik doch einfach mal ein bisschen lauter, wenn Freunde zu Besuch kommen!

Wir sollten uns einmal am Tag vom Leben verführen lassen

Oder man besucht ein Konzert. Ich liebe live Musik! Vielleicht gibt es ja irgendwo in der Nähe etwas? In Köln haben wir letzten Sonntag ein kleines kubanisches Konzert besucht. So stelle ich es mir in Havanna vor: Musik auf der Straße und die Leute tanzen. In der Kölner Südstadt gibt es da diesen Eierplatz und dazu die sympathische Eierplätzchenband. Das ist eine Gruppe von Freunden und Musikern um eine kubanische Familie herum, die mehrmals im Jahr auf dem Eierplatz Konzerte geben und zum Tanzen einladen.


Eierplatz_Saxophonist_1

Eierplatz_La-cantante-3

“Man muss sich einmal am Tag vom Leben verführen lassen”, ruft Betsy de Torres lachend ins tanzende Publikum.

Welch cooler Spruch. Das stimmt! Jeden Tag sollten wir uns vor Augen halten, was bei uns gut ist und wofür wir dankbar sind. Und dann bewusst etwas genießen. Das Leben ist da, um gelebt zu werden. Jeden Tag sollten wir Ausschau halten nach etwas, das uns das Leben anbietet und es dann aufsaugen, uns vom Leben selbst verführen lassen. Es  zulassen. Und genießen! Das kann der Song sein, den man zu laut aufdreht und dazu durch die Wohnung tanzt, oder eine zu große Kugel Eis, oder der dritte Espresso… was immer für einen selbst ein wunderbarer Genuss ist.

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Ay, qué lindo – Hach, wie ist das schön! Wie bist du süß!

Außerdem sollten wir unsere Kinder mit Liebe und Lob überschütten.

Bei einem TedX Talk in Vancouver hat Chen Lizra einen Talk zur Macht der Verführung im Alltag gehalten (The Power of Seduction in Our Everyday Lives).
Darin berichtet sie von ihren Beobachtungen des Spiels der Verführung zwischen Kubanern – ihrer Meinung nach hervorragender Verführer. Aber alles positiv gemeint! Sie kritisiert, dass wir Verführung immer negativ betrachten, anstelle es als eine (von vielen) unserer Fähigkeiten zu sehen, die man ruhig auch spielerisch einsetzen sollte, um etwas zu erhalten.

Allgemein, sagt Lizra, hätten Kubaner ein sehr hohes Selbstbewusstsein. Zum einen, da sie nicht mit Konsum und Werbung aufwuchsen, die ihnen bestimmte Ideale vorhielten. Zum anderen, da sie von allen Seiten nur Lob geschenkt bekämen. Ständig werde getanzt, jeder so wie er könne und möge, und wenn Kinder dann mitzappelten, würden sie begeistert gelobt: „Ay, qué lindo!“ Oh, wie schön du tanzt!

cuba-kidsQuelle: Flickr, Gerry Balding, CC BY-NC-ND 2.0

Das ist mir auch aufgefallen. Südamerikaner sind viel euphorischer und loben alles und jeden total übertrieben. Aber es ist wirklich herzlich. Man muss sich ein bisschen daran gewöhnen, aber im Grunde finde ich das super schön!
Heute Vormittag habe ich auf dem Spielplatz meinem Kleinen direkt ein paar Mal „Ay, qué lindo!“ euphorisch entgegen gerufen, wenn er etwas Süßes gemacht hat. Ja, ich kenne auch die Elternratgeber, die sagen, man solle Kinder nicht mit Lob „verziehen“. Aber mal ehrlich, wenn ich es doch süß und toll finde, dass er jetzt eine Wackelbrücke überqueren kann, warum soll ich da an mich halten und nur sagen „gut gemacht“ oder „du bist jetzt über die Brücke gegangen“. Wenn ich doch sagen könnte: „Oh Wow, mein süßer Schatz, du bist ja ganz alleine die Brücke lang geklettert! Wie toll ist das denn! Mi amorcito, du bist der Allerbeste!“ Da muss ich ja jetzt schon grinsen! Ja, es ist übertrieben. Aber ich meine es ja ehrlich. Wenn man sich überlegt, was kleine Kinder für Höchstleistungen jeden Tag vollbringen: Sie lernen so viele Wörter, lernen ihren Körper zu kontrollieren, lernen das Laufen auf einer Wackelbrücke. Hey, das ist viel schwieriger für sie, als wir uns vorstellen. Wir nehmen häufig alles so hin, als wäre es total normal. Dabei ist es für die Kleinen oft etwas ganz Besonderes. Das kann man ruhig wert schätzen, finde ich!

Was glaubt ihr, bei welcher der beiden Reaktionen er mich dann übers ganze Gesicht strahlend angucken wird, wir um die Wette grinsen und er sich sofort wieder auf die Brücke begibt? Eben!
Jeder macht es so, wie er mag. Ich mag das Euphorische!

Mein Kleiner soll sich umwerfend fühlen in seiner Haut! Lizra nennt das, „to feel stunning about yourself“. Ja, das wünsche ich meinem Kleinen.

Und zum Abschluss noch ein bisschen kubanisches Lebensgefühl…

Auf den Sommer und die Musik!

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Quelle: Flickr, Stefan Vetter, CC BY 2.0

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Quelle: Flickr,  Bryan Ledgard, CC BY 2.0

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Quelle: Flickr, Robert Easton, CC BY-NC 2.0

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Quelle: Flickr, Bryan Ledgard, CC BY 2.0

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Quelle: Flickr, Bryan Ledgard, CC BY 2.0

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Quelle: Flickr,  Bryan Ledgard, CC BY 2.0

Cuba-Havana

Quelle: Flickr, Jaume Escofet, CC BY 2.0

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Quelle: Flickr, Didier Baertschiger, CC BY-SA 2.0

 

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